Was mich in letzter Zeit immer wieder mal beschäftigt, ist das Erschaffen von Fotografien mit künstlicher Intelligenz (KI), das viele Foto-Enthusiast:innen bereits praktizieren. Keine Frage ist das eine Wahnsinns-Fähigkeit, wenn man einem speziellen Programm nur mittels getippter Anweisungen, sogenannter „prompts“ mitteilen kann, wie das Wunschfoto aussehen soll. Oder wenn ein Bildbearbeitungsprogramm so programmiert wurde, dass es auf Knopfdruck eine neue Welt erschafft.
Was macht das Künstliche aber mit uns als Gesellschaft und als Betrachter:innen?
Obwohl ich nicht von der Fotografie leben muss, sondern das kreative Standbein nur nebenberuflich ausübe, lässt mich dieses Thema nicht unberührt. Hier meine Gedanken dazu.
Aus der Werbung für ein Bildbearbeitungsprogramm:
„Erstellen Sie beispielsweise aus einem tristen Straßenfoto ein spektakuläres Bild mit Sternenhimmel und riesigem Mond. Die Software verfügt über Vorlagen mit inhalts-sensitiver AI-Technologie (künstlicher Intelligenz). Die Vorlage passt ihre Bearbeitungen auf Grundlage des einzigartigen Bildinhalts an, wobei der visuelle Stil beibehalten wird.“
Bei oben genanntem Beispiel werden also ganze Szenen eines Fotomotivs veränderbar.
Wo bleibt das der Sinn der Fotografie, der Sinn des Abbildens von dem, was man wahrgenommen hat? Wo bleiben die künstlerische Überlegung und das Herumstreifen zur richtigen Tages- oder Abendzeit, wenn es doch reicht, einfach irgendein Bild zu machen und danach auf Knopfdruck die Milchstraße oder einen spektakulären Abendrothimmel einzufügen?
Das ist allerdings nur die Vorstufe.
Denn Fotos lassen sich jetzt auch "aus dem Nichts" erzeugen. Vermeintlich aus dem Nichts. Denn die KI-Programme wurden zuvor natürlich mit Fotodaten gefüttert.
wachsender Interessent:innenmarkt
Künstlich erstellte Bilder überschwemmen seit kurzem die sozialen Medien: Immer mehr Menschen frönen der Fotoerzeugung mittels KI- und algorhythmen-basierter Technologie. Hierfür braucht es schon etwas mehr Knowhow, Spitzengefühl bei der Bedienung und Wissen darüber, mit welchen Begriffen man die Programmoberfläche füttern muss, um ein gewünschtes Ergebnis zu erzielen.
Denn das Bild wird nur so gut, wie der Bediener es mit Befehlen und Eingaben (sogenannten "prompts") gefüttert hat.
Blumen, Landschaften, Fantasy-Bilder, Bilder im Stile berühmter Künstler, der Papst im stylishen Rapper-Mantel, ein rabiater Trump bei seiner Verhaftung – alles ist möglich. Angebote für Bedienkurse dieser neuen Technologie fluten bereits den wachsenden Interessent:innenmarkt.
Foto-Laien oder ältere Menschen erkennen oft gar nicht, dass es kein echtes Bild ist, das sie da gerade betrachten. In den sozialen Medien gibt es bereits unzählige Seiten, die wunderschöne bunte KI-Bilder verbreiten und die Menschen sind ganz begeistert! Diese Seiten haben nach wenigen Wochen zigtausende Fans und ein einzelnes Bild bekommt zigtausende Likes und begeisterte Kommentare.
Viele Motive werden außerdem in einem erfundenen Kontext dargestellt. Wie kürzlich bei einem Foto, wo fünf Hollywoodgrößen zusammen auf einer Couch saßen und das die Menschen hingebungsvollen kommentierten und diskutierten. Die Qualität des Fotos entlarvte es als KI-Bild.
Derzeit erkennt man das noch ganz gut an Fingern und Händen von Personen oder Fragmenten, die irgendwie nicht ins Bild passen. Aber diese Schwachstelle wird bald ausgemerzt sein.
Etwas vorzugaukeln, was gar nicht ist: Dem wird Tür und Tor geöffnet. Mit künstlich erstellten Fotos über das Weltgeschehen, Politik, Ereignisse, Weltbilder,
Landschaften, Menschen.
Im Hinblick auf die globalen Krisenherde warnt der Deutsche Fotorat bereits vor irreführen KI-Bildern.
Hier ein Artikel
dazu
Es gibt bereits globale Institutionen und ThinkTanks, die Spielregeln und ethische Vorgaben fordern, diese bleiben aber derzeit noch ungehört. Vor allem weil es eine neue weltweite Strömung ist, die uns da mitreißt.
Wenn nur Europa Regeln bestimmt oder etwas einschränkt, dann entsteht das Künstliche oder nicht Geduldete eben in anderen Gebieten und erobert von da aus den Globus. Wer nicht mitmacht, der riskiert zukunftstechnisch abgehängt zu werden.
Ein neues Schönheitsideal
Die Auswirkungen von exzessiver Bildmanipulation zeigt sich auch in einem anderen Feld: an der Generation TikTok. Das neue Schönheitsideal sind Gesichtszüge, mit denen die Mädchen aussehen wie Puppen oder wie frisch aus dem Schönheits-OP-Saal. Diesen Look erzielen sie mit Filtern, die diese Plattformen anbieten. Der Blick in den Spiegel, ungeschminkt und ohne Filter ist für viele nicht mehr zu ertragen. Manche Pubertierende sehen dann geschminkt oder gefiltert aus wie eine wandelnde Comicfigur und haben jeglicher Natürlichkeit abgeschworen. Nicht selten führt der Weg dann wirklich in den Beauty-OP oder sogar in die Psychotherapiepraxis.
Ja, ich bin dafür dass Fotos bearbeitet werden, weil man so die Schönheit und Wirkung eines Motivs noch einmal umso mehr betonen kann. Farben und Kontraste werden optimiert, Unpassendes weggeschnitten oder weggestempelt, es wird gespielt mit Licht und Abdunkeln.
Ich finde beispielsweise, dass diverse Filter und Presets eine geniale Erfindung sind. Bildbearbeitung gehört zur Fotografie dazu, gibt dem Bild einen Feinschliff und was früher in der Dunkelkammer passierte, findet eben nun am Rechner statt. Aber auf Knopfdruck völlig neue Welten oder eine Illusion zu erschaffen, ohne dass der Betrachter dies vielleicht wahrnehmen kann, das finde ich bedenklich.
Manchmal muss ich selbst überlegen: Ist dieses Motiv nun echt oder wurde da massiv manipuliert? Für jemanden der selbst fotografiert, ist es manchmal schon nicht einfach, dies zu erkennen, aber man hat zumindest ein bisschen ein Gefühl dafür, was Kameras, Bildbearbeitungsprogramme und KI-basierte Plattformen in der Regel zu leisten vermögen.
Wie mag es aber für Menschen sein, die sich damit kaum oder gar nicht auseinandersetzen?
Agenturen wollen das Künstliche
Glücklicherweise ist das Thema Fotowettbewerbe einer der Bereiche, wo sich zurzeit massiv etwas tut, nicht zuletzt dadurch dass kürzlich im Rahmen eines internationalen Wettbewerbs
unwissentlich ein Foto zum Siegerbild gekürt wurde, das mittels KI erzeugt wurde. Das hat zu einer intensiven Auseinandersetzung mit dem Thema geführt.
Z. B. wurden seither bei vielen Fotowettbewerb eigene Kategorien für KI-generierte Bilder geschaffen.
Die ganze Story zum Desaster
nachlesen
Völlig offen ist dagegen die Frage des Urheberrechts an Bildern, was das Training von KI-Programmen anbelangt. Denn die Maschinen lernen oder lernten nur dadurch, dass sie mit bereits vorhandenem Bildmaterial von Fotograf:innen aus aller Welt gefüttert wurden und dadurch immer besser werden.
Das Thema Bildrechte wurde von den Entwickler-Unternehmen gnadenlos ignoriert. Hier gibt es bereits massive Aufschreie und Kämpfe von zahlreichen Fotograf:innen. Unter anderem von Robert Kneschke, einem Stockfotografen für Bildagenturen. Er leitete auch rechtliche Schritte ein.
Was Kneschke aber rechtzeitig erkannte: die Bildproduktion für Agenturen und Unternehmen wird künftig nicht mehr mit einer Kamera erfolgen, sondern mit einem KI-Programm. Daher hat er
sich früh in die Materie eingearbeitet und bietet nun selbst KI-generierte Fotos an. Bildagenturen verzeichnen bereits wachsende Anteile an KI-generierten Bildern. Fotos müssen nicht mehr
aufwändig in Auftrag gegeben und produziert werden (mit Models, Locations, Settings, Lichtstimmungen, in bestimmten Landschaften ...), das KI-Programm und sein Bediener können in
Zusammenarbeit jedes Wunschfoto auf Knopfdruck erzeugen. Ganz von zu Hause aus, einfach am Computer.
Quo vadis Fotograf:in?
In dieser Entwicklungen jetzt seinen Platz als Fotograf oder Fotografin zu finden – das wird noch einiges an Gedankenakrobatik abverlangen. Viele Fotograf:innen springen auf den Trend auf und erzeugen Bilder bereits mittels Künstlicher Intelligenz, um diese zu vermarkten. Hier geht man davon aus: Dem Trend nicht verschließen, sondern gleich am Anfang mit dabei sein und Expert:innenwissen aneignen.
Jeder, der Menschen und Business ablichtet, hat die Schäfchen derzeit noch im Trockenen. Möglicherweise bleiben aber auch Portrait- oder Hochzeitsfotograf:innen davon nicht unberührt und setzen die abgelichteten Menschen künftig in eine Kulisse, die es so gar nicht gibt - einfach nachträglich am Computer.
Weil das Künstliche klammheimlich zum Wunsch-Standard der Leute wird.
Als eigene Kunstform kann ich mir das Erschaffen künstlicher Fotos schon vorstellen. Für mich sind jene Menschen, die solche Motive erschaffen mehr Künstler:innen, Designer:innen und Programmierer:innen als Fotograf:innen. Das fotografische Verständnis und die Erfahrungswerte aus dieser Disziplin helfen ihnen aber vermutlich dabei, Werke auf gewünschte Art und Weise zu generieren.
Meiner Meinung nach müssten Fotos, die mittels künstlicher Intelligenz (AI) erstellt wurden, zumindest gekennzeichnet werden. Genauso wie heute die Gesellschaft ein verzerrtes Bild bekommt, wie Körper und Gesichter auszusehen haben, weil sie massenhaft manipulierte Bilder sehen, verlieren Bildbetrachter:innen vielleicht künftig das Gefühl dafür, wie unsere Welt wirklich aussieht. Schlimmstenfalls werden sie depressiv, weil es scheinbar immer nur anderswo herrlich ist, als da wo man seinen Lebensmittelpunkt hat und wo man selbst auf Fotopirsch geht.
Mehr oder weniger Technik?
Ich selbst finde mich in dieser Form der Fotografie (noch) nicht wieder. Mir fehlt die Lust, stundenlang vor einem PC zu sitzen, Anweisungen in Befehlszeilen zu tippen und mich damit auseinanderzusetzen, wie ich die richtigen prompts finde, um ein geniales Fotos zu erzeugen.
Klar ist es eine spezielle Art von Kreativität, die auch schön sein kann - aber in einer Welt die mehr und mehr von Technik beherrscht wird, verspüre ich zunehmend den Drang, ohne Maschinen auszukommen. Die klassische Fotografie ist für mich einstweilen nicht wegzudenken. Ich verbinde sie mit Kreativität, Draußensein, Natur- und Landschaftsgenuss, bewusstem Hinsehen und Kontemplation. Tätigkeiten, die unsere schnelllebige Zeit etwas verlangsamen und ihr entgegenwirken.
Dennoch: ähnlich skeptisch habe ich auch vor 20 Jahren über die Wandlung der Fotografie vom Analogen ins Digitale gedacht. Das Digitale war anfangs so exotisch, dass ich meine erste Kamera, die ich bei einem Fotowettbewerb gewonnen hatte, sofort verkaufte. Es wird noch spannend, was die Zukunft bringt.
Vielleicht gewöhnen wir uns ja schneller als wir glauben daran, dass die Welt zunehmend künstlicher und neu standardisiert wird.
Und wenn Altes und Gewohntes verschwindet, taucht es oft später wieder auf und erlebt eine Renaissance - wie zum Beispiel Langspielplatten.
Wandel vollzieht sich. Nur eben in immer schnellerem Tempo.
Das ist vermutlich das Ungewohnte daran.
Ich brauche noch ein wenig Gewöhnungszeit.
Fazit: 4 große Fragen stellen sich mir derzeit?
1. Wird das klassische Fotografenhandwerk aussterben oder nur zu einer Nische werden?
2. Was machen künstliche Bilder mit der Gesellschaft und dem einzelnen Menschen?
3. Wann und wie wird das Urheberrecht neu geregelt?
4. Wollen wir wieder eine neue Disziplin, die menschliches Miteinander und den Kontakt zu unserer Umwelt vermindert?
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Hallo, ich bin Alexandra!
Ich bin Bilderlieferantin und leidenschaftliche Fotokünstlerin und konzipiere mit meinen Bildmotiven Freudenbringer, die das Leben bunter machen – wie z. B. Wandbilder, Büchlein, Billets, Notizblöcke. Außerdem gebe ich im "Lebenslust-Newsletter" Erfahrungswerte in Sachen Fotografie, Kunst und Kreativität aus über 20 Jahren weiter.
Ich bin ein Papierfan, liebe die Natur in allen Facetten und verbringe meine Zeit am Liebsten mit dem Ausprobieren neuer Rezepte, anregender Lektüre, im Garten oder mit kreativen oder lustigen Menschen. Meine Entdeckernatur verlangt danach, dass ich gerne neue Landstriche kennenlerne. Die müssen aber gar nicht weit weg sein.
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Natur, Landschaft, Land- und Gartenleben. Und ich halte gerne Gärten und Bauernhöfe fotografisch fest.
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